Kurz bevor das Corona-Virus uns gegrounded hat, besuchte Silas den Fallschirmwart-Lehrgang des BWLV auf dem Klippeneck. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung!
Sicherheit ist ein sehr wichtiger Grundsatz in der ganzen Luftfahrtbranche, so auch bei uns Segelfliegern. Dabei stellen sich die Sicherheitsmaßnahmen je nach Luftsportgerät immer etwas verschieden dar. Letztendlich geht es am Ende aber immer um eines – Menschenleben vor Schaden bewahren.
So ist es auch im Segelflugsport. Hier spielt vor allem einer eine große Rolle – der Rettungsfallschirm. Beim Fliegen mit einem Segelflugzeug führen in der Regel alle Insassen einen solchen mit sich. Dies ist für Privatpiloten nicht zwingend vorgeschrieben, jedoch für Schulungsflüge des BWLV (Baden-Württembergischer Luftfahrtverband) verpflichtend und deshalb in den meisten Vereinen trotzdem obligatorisch. Aus diesem Grund hat es sich in der gesamten Segelflugsparte mehr oder weniger eingebürgert und man sieht selten einen Piloten ohne Fallschirm im Flugzeug.
Diese Rettungsfallschirme sind sehr einfach gehalten und haben einzig die Aufgabe den Piloten in einer Notsituation sicher auf den Erdboden zu bringen. Sie sind deshalb bei weitem nicht so komplex wie professionelle Sprungfallschirme. Rettungsfallschirme werden vor allem im Segelflugsport mitgeführt, da beim Segelfliegen durch den fehlenden Motor, die leichte Bauweise und das enge Kreisen mit anderen Flugzeugen in thermischen Aufwinden Probleme auftreten können, in denen das Flugzeug flugunfähig wird oder nicht mehr sicher gelandet werden kann. Allerdings ist ein Rettungsfallschirmsprung auch beim Segelfliegen eher eine Seltenheit.
Unsere Fallschirme müssen jährlich nachgeprüft und neugepackt werden. Die Nachprüfung wird von einem autorisierten Prüfer durchgeführt und entspricht einer technischen Kontrolle des Fallschirms, etwa wie der TÜV beim PKW. Das Packen des Rettungsfallschirms ist in gewissen Intervallen notwendig, um ein verkleben der Kappe (der Stoff, welcher sich beim Sprung mit Luft füllt – Hauptelement des Fallschirms) zu verhindern und damit ein problemloses öffnen des Fallschirms in einer Notsituation zu gewährleisten.
Das Packen des Fallschirms wird von sogenannten Fallschirmpackern durchgeführt. Diese werden auf Lehrgängen von Prüfern ausgebildet und bekommen dann die Berechtigung einen Rettungsfallschirm zu packen. Solch einen Lehrgang habe ich in diesem Frühjahr besucht. Ein Lehrgang für Fallschirmpacker wird vom BWLV einmal jährlich auf dem Klippeneck durchgeführt. Dort wird den Teilnehmern das theoretische und praktische Wissen vermittelt, um Fallschirme zu packen. Wichtig ist es dabei, verantwortungsvoll mit der Materie umzugehen, da man bei einem Rettungsfallschirm immer an einem hoch sicherheitsrelevanten Equipment arbeitet, nämlich am Plan B des Piloten.
Beim Packen des Rettungsfallschirms wird dieser auf einem großen Tisch ausgebreitet und erst einmal geordnet. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Kontrollleinen unverdreht und kreuzungsfrei sind. Die Kontrollleinen sind zwei Fangleinen, welche sich an der Vorderseite des Fallschirms befinden. Fangleinen wiederum sind in der Regel 22 oder 24 Leinen, welche das Gurtzeug des Piloten, mit der Fallschirmkappe verbinden. Die Lage dieser Fangleinen hat essenziellen Einfluss darauf, ob sich der Fallschirm öffnen kann oder nicht. Nach dem Ordnen geht es dann an das tatsächliche Packen. Dabei werden Fangleinen und Kappe nach einem bestimmten Schema in die Packhülle verstaut. Diese ist am Gurtzeug befestigt. Die Auslösung des Rettungsfallschirms erfolgt über eine sehr große und starke Feder. Diese wird durch einen Seilzug, im Notfall aktiviert und springt dann aus der Packhülle. Sie zieht einen kleinen Hilfsfallschirm mit sich nach draußen. Dieser erzeugt im Luftstrom einen Widerstand und sorgt dafür, dass der restliche Fallschirm aufgezogen wir und sich öffnen kann. Der Fallschirm bremst dann den Fall der Person am Gurtzeug und bringt sie mit erträglicher Geschwindigkeit auf den Boden.
Beim Fallschirmpacken geht es immer darum, das möglichste zu tun damit der Rettungsfallschirm sich in einer Notsituation gut öffnet und dem Piloten damit das Leben retten kann. Dies ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, macht aber auch riesig Spaß – wenn man gerne ordnet und zusammenlegt. Fallschirmpacker werden in jedem Segelflugverein gebraucht, da jeder Fallschirm früher oder später gepackt werden muss.
Und nie vergessen, immer unverdreht und kreuzungsfrei!